„Wie konnte ich nur auf ihn reinfallen- ich war geblendet von seiner Schönheit und habe ihm vertraut, dass er es ernst meint- mit der Liebe! Wir wollten uns doch eine Zukunft im toleranten Dubai aufbauen“, schluchzte SIE exclusiv (von einer traurigen Ballade untermalt) in die Kamera...
Immer und immer wieder, weil beliebt, gibt es diese richtig blöden Herzblatt Varianten, wo es am Ende nach unzähligen Batida- Sauf- Kennenlern- Prüfungen zu der alles entscheidenen Frage kommt: „Gibst du der Liebe eine Chance, oder verduftest du mit richtig viel Kohle in der Tasche?“
Meistens ist SIE es, die dann vor der Entscheidung (super gut geschminkt in einem sexy Abendkleid alles auf eine Körbchen- Karte setzt) nochmal kurz in sich geht, nur um sich bewusst zu werden, dass SIE auch nicht mehr die knackfrisch Jüngste auf der Tanzfläche ist und dann mit einem überzeugten Blick für ein Millionen Publikum ihr Herz öffnet und sich seufzend für die ganz große glückliche Liebe entscheidet. SIE ist sich ganz sicher, endlich angekommen zu sein. Doch noch ist die Show nicht am Ende und endlich steigt die seichte Spannungskurve etwas nach oben.
ER ist nun also am Zug. ER, der das rosige Schicksal in der Hand hält und sich sicher sein kann, dass sein Insta- Konto inzwischen mit jeder Flirt- Folge so gewachsen ist, dass nur ER glaubt zu wissen, dass die sexy Alternativen schon per Chat mit den Hufen scharren und ER noch viel(e) mehr bekommen kann, als diesen einen theatralischen Liebessieg, der alle ZuschauerInnen zu Tränen rührt, weil ER als ungelernter Schauspieler die Rolle des Casanova, der endlich die Liebe als Jackpot durch SIE gefunden hat, so überzeugend performt hat.
Und so kommt, womit niemand Atem anhaltend gerechnet hat und nur die Produzenten erstrahlen lässt, dass die Quoten KUH wieder einmal erfolgreich fett gemolken wurde.
ER, mit diesem wunderschönen Dackelblick ausgestattet, knickt doch tatsächlich im allerletzten Moment ein, säuselt perplex betroffen noch einen letzten winzigen Zweifel, der ihn zu der folgenschweren Entscheidung kommen lässt, dass es dann doch nicht ganz für die große Liebe zu IHR reicht, weil, so das für uns Teilhabenden versammelten Gemeine der Liebessüchtigen tränenreiche Geständnis, ER ja eigentlich noch zu jung ist für was Ernstes, doch mehr das Abenteuer gesucht hat und sich genau jetzt sicher ist, dass die vor ihm stehende Angeschmachtete es irgendwie leider doch nicht ist und dass es ihm so unendlich Leid tut, dass SIE gebrochenenen Herzens nicht anders kann, als ihn (das gibt es doch gar nicht) wieder in den Arm zu nehmen, weil selbst die Abschiedsworte von ihm so süß vorgetragen sind, dass SIE ihm einfach nicht böse sein kann.
Ohnmächtige Tränenbäche stürzen kurz darauf aus ihr, der einfach sitzen gelassen Abservierten, raus und SIE fährt in einer schwarzen Beerdigungslimousine in die schwarze Nacht von L.A. davon, noch total benebelt und nicht realisierend, wie sich die Öffentlichkeit direkt nach Ausstrahlung auf SIE, das Opfer stürzen wird, um SIE via Social Media zu zerfetzen und zu zertreten.
SIE ist die Schuldige, weil sowas von naiv und alle wollen es gewusst haben, dass SIE eh nicht zu ihm passt. Was mit ihr im Moment der größten Enttäuschung ihres Lebens passiert, wie es ihr danach geht, welchen Schaden ihre Seele nimmt - wen interessiert`s…
Ganz Deutschland macht sich also über SIE, das dumme naive Schaf, lustig, während ER nach der Liebesshow schon den nächsten großen Verführer- Werbedeal in der Tasche hat. Sein Konto wächst und wächst und plötzlich ist ER angekommen in der großartigen Liga der D -Promis. Wow!
ER freut sich auf den noch größeren Deal seines Lebens, die Teilnahme bei der Dschungel Show, die ER dann auch noch als zweitplazierter „Sieger der Herzen“ erfolgreich beendet und alles ist gut - für ihn! Seine Freundinnen tauscht ER nun regelmäßig aus, denn Nachschub gibt es ja im Überfluss für ihn, den süßen Adonis.
So geht wieder einmal der Glaube an die wahre Liebe verloren und uns bleibt nur die Flucht ins Kino. Mit Popcorn bewaffnet trösten wir uns bei einem weiteren Disney Cinderella Märchen oder verdrücken beim Heimkino eine Träne zum Musical „ Die Schöne und das Biest“. Da gibt es ja bekanntlich trotz aller Widerstände ein wunderbares Happy End Sing Sang, dass selbst das Kaffeeservice verzückt tirilliert, dass am Ende immer die Liebe gewinnt.
Zum Glück ist man da ja privat schon um so vieles weiter und reicher an komplizierten Beziehungskisten. „Himmel hoch jauchzend zu Tode betrübt“ längst hinter sich gelassen, betrachtet man die Liebe nun doch ein bisschen bodenständiger.
Jetzt, wo man es ja bis in die erkämpfte eigene Unabhängigkeit geschafft hat und alle Fesseln der Entbindungsangst von einem abgefallen sind, lässt es sich einfacher leben und vor allem lieben.
Die wahre Liebe gerade erst gefunden, entpuppt sich dennoch als kleine „Schmetterlinge (nicht mehr) im Bauch“- Challenge, mit der man so früh nicht gerechnet hat, wo der andere doch schon nach der ersten Verliebtheit bereits entschieden hat, sich so kennen zu lernen, dass man auf Stufe 2 angekommen, bei dem einen Partner so in sein Leben einzieht, dass es fast schon zu kuschelig sofalastig häuslich wird und man abends gemeinsam in die Röhre guckt, was das Streaming- Programm denn sonst noch so an Unterhaltung zu bieten hat ; )
Und so ist die Überwindung der Gegensätze nicht eine Aufgabe, die Partnerschaft anziehend erscheinen lässt oder nur zunächst reizvoll ist. Es ist die Frage, inwiefern Gefühl füreinander und Nähe zueinander so stark ist, dass die scheinbar unüberwindbaren Hürden der Umstände als etwas erkannt werden, was sich ändern kann oder ändern lässt, solange beide an einem Strang ziehen.
Weil es eine Wichtigkeit gibt, die da heißt, sich im Hier und Jetzt das Leben so lebenswert zu gestalten, dass es ein Glück ist, dass jeder seinen Anteil dazu beitragen kann.
Die Zweifel, die jede Partnerschaft mit sich bringt, sind zu hinterfragen. Sind es Selbstzweifel oder ist es der Zweifel daran, dass Liebe eben nicht Berge versetzen kann, weil man spürt, dass es Situationen gibt oder Anlässe, die für den einen eine große Bedeutung haben und für den anderen weniger wichtig an Bedeutung sind und deswegen auch nicht so intensiv abgefragt werden. Wo gilt es in einer Partnerschaft etwa, an den Stellschrauben zu drehen, wenn das Gegenüber nicht weiß, was einem wichtig ist?
Wie immer ist Kommunikation das A und O wirst du mir empathisch wohl als Ratschlag mitgeben wollen. Aber es gibt auch ein zu viel an Kommunikation der Erwartungen. Und deswegen ist der Schlüssel für eine wachsende Beziehung eben auch eine gewisse Gelassenheit, die man auch zulassen lernen muss, gerade wenn man doch Rosen- TV geprägt, gerne ein Liebesdrama herbei führen wollen würde, obwohl es dessen gar nicht braucht.
Der Maßstab für die Liebe ist nicht, dass gleich und gleich am besten zueinander passt, oder ob beide über ein gutes möglichst gleiches Einkommen verfügen, um Augenhöhe zu erreichen. Der Maßstab bzw. Kompass sollte doch sein, ob man gemeinsam Ziele und Träume verfolgt, an denen man gerne bereit ist, Stück für Stück zu bauen.
Das WIR braucht Zeit. Und so kannst du oder ich mich fragen, ob es mehr gibt als nur Übereinstimmung bei den Basis-Skills. Es ist das Schauen darauf, wie sehr die Gedanken und das konkrete Tun vom positiven WIR beeinflusst sind und werden.
WIR wissen, dass das Leben schnell(er) zu Ende sein kann.
WIR wissen, dass das ICH am Ende entscheidet, ob die gemeinsame Perspektive Wachstum ist, oder ob die luftige Liebe Schlösser gebaut hat, die man niemals erreichen wird, weil das WIR auf der zweiten Stufe der Partnerschaft angekommen, vor sich hin degeneriert und man sich beginnt, unwohl zu fühlen und sich daran erinnert, dass die wahre Liebe eine Seelenverbindung ist, die du nur erreichst, wenn dein Herz dich leitet und du dankbar bist, diese Erfahrung mit jemandem teilen zu dürfen, der sich FÜR DICH entschieden hat und der spürt, wann es dir gut und wann es dir eben nicht gut geht.
Es gibt ein Puddingpulver was den Namen „Seelenwärmer“ trägt. Ist es nicht wunderbar, wenn du weißt, dass dein Seelenwärmer der Partner neben dir ist. ;)
Geld macht nicht glücklich, es beruhigt, wie wahr. Aber Geld ist nicht der Maßstab. Du kaufst keine Liebe, sondern du bist frei in der Entscheidung deines Herzens, wer der Mensch an deiner Seite ist, der dir das geben kann, was man eben mit Liebe nicht kaufen kann:
Geborgenheit!
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