Das Erwachsen der Liebe
Nach der ersten Verliebtheit bekommen all diese Aspekte eine bewusste und unbewusste Aufmerksamkeit, denn sie bilden einerseits die Basis für die Liebe, werden aber von sich Liebenden innerlich jeden Tag auf`s Neue als Fragestellung überprüft oder hinterfragt.
Welcher Faktor läuft gut, welcher ist besonders stark ausgeprägt? Wo gibt es Nachsteuerungsbedarf? Und welcher Faktor ist individuell von der Wichtigkeit her so wertvoll, dass er so manches Defizit hilft auszugleichen?
Zusammensein schafft Klarheit
Das Zusammensein, bei dem man über die Phase des Kennenlernens hinaus schreitet und nun sehr viel mehr Zeit füreinander hat, schafft hierfür die Voraussetzung und der gemeinsam erlebte Lebensalltag überrascht an jedem Tag mit immer neuen Prüfsteinen, die dem Glück gar nicht im Wege stehen wollen, sondern die dazu auffordern, ab und an, mal mehr, mal weniger, in sich hinein zu hören, um heraus zu finden, welche Anforderung warum gerade im Vordergrund steht und wie das eigene Gefühl sich selbst und das Gegenüber einschätzt.
Wir reden von der „erwachsenen“ Liebe in einer (weiteren) neuen Partnerschaft ;) Nicht von der ersten großen überschwänglichen lang zurück liegenden Teenager- Phase, sondern von den Maßstäben der Erfahrung der Beziehungs- Vergangenheit und der Konzentration darauf, was in erster Linie für einen selbst als Resultat elementar wichtig geworden ist und was erst in zweiter Linie eine Aussage darüber fällt, ob man im gewählten Partner die Chance sieht, Bedürfnisse seelischer, kognitiver und körperlicher Art verbal und non verbal so zu adressieren, dass man sich nicht nur ernst genommen, sondern auch verstanden fühlt, so dass das „Ich“ behaupten mag, dass es „geliebt“ wird, weil es jemanden gibt, der diese Bedürfnisse erfüllt und die man gerne bereit ist dem anderen zurück zu geben, weil man weiß, dass man dazu selbst in der Lage ist, weil das Zusammensein als positiv empfunden wird.
Selbstreflexion statt Illusion oder Selbstbetrug
Die Bereitschaft an sich zu arbeiten und es in einer „erwachsenen“ Beziehung besser zu machen, wird unbewusst auf den Partner projiziert, da es eine Summe an Erfahrungen gibt, die die Sinne des Bewusstseins so geschärft haben, dass dieser Lebens- Status Quo, endlich angekommen auf der hohen Erkenntnis Ebene reflektiert wird, die es dem „Ich“ erlaubt, ehrlich mit sich selbst zu sein, da Selbstbetrug oder geregelte Naivität bislang in die Sackgasse der jüngeren Erfahrung geführt haben und ein Beziehungsende zwar hinausgezögert wurde, aber letztendlich dann doch zum ausgebrannten finalen Cut führt(e).
Das Warnsystem
Der eigene Schlüssel zum Beziehungserfolg ist ein immer besser ausgeprägtes Warnsystem, was über die Jahre gewachsen ist und sich zum Glück außerhalb des Herzens verankert hat. Das Warnsystem bietet die Möglichkeit, etwas sachlicher mental heraus zu finden, ob sich die Liebe zum / zur erwachsenen „Lebensabschnittspartner“ gut anfühlt und sich die Faktoren im wohltuenden Gleichgewicht befinden.
Ist das Interesse am Partner heute immer noch das gleiche von gestern? Steigt das Interesse oder nimmt es (rapide) ab? Fühlt man sich schon gesättigt, oder gibt es da das großartige Verlangen ausgedrückt als Sehnsucht nach mehr… Nähe?
Jede wachsende Partnerschaft hält die gleichen Dauer- Aufgaben bereit, eingeteilt in unsichtbare Zeitphasen, die es gar nicht kritisch zu hinterfragen gilt, sondern die vom Bauchgefühl gesteuert in eine einfache Grundfrage münden: Fühle ich mich in meiner Partnerschaft wohl, sehr wohl, oder fühle ich mich unwohl oder gar schlecht?
Wird die Frage mit „unwohl“ beantwortet, greift das eigene Warnsystem direkt und schnell. Es schaltet den Verstand um auf eine erhöhte Wachsamkeit, die es einzuordnen gilt.
Um welche Art von Unwohlsein handelt es sich? Geht es bereits jetzt schon um die Vertrauensfrage, hat man ein großes Problem! Oder geht es um hausgemachtes Unwohlsein des eigenen Charakters? Nehmen wir den Faktor, der weniger vom Vertrauen beeinflusst, dafür umso mehr vom Misstrauen geprägt ist.
Störfaktor Eifersucht
Eifersucht kann als Störfaktor die eigene Wahrnehmung durchaus täuschen. Es gilt heraus zu finden, wie viel Platz ein aufkeimender negativer Gedanke einnimmt. Gibt oder gab es einen aktuellen Anlass, der Eifersucht derart nährt, dass es einen selbst droht emotional und seelisch so krank werden zu lassen, dass man sein eigenes Gleichgewicht droht zu verlieren?
Alles ist eine Frage der Zuordnung, beziehungsweise der Fähigkeit, in der Selbstdiagnose zu versuchen, sachlich zu bleiben, um zu hinterfragen, ob es genug Anzeichen bis hin zu Argumenten für Eifersucht gibt, oder ob es sich nicht doch eventuell um das „unangenehme“ Machtthema des „Besitzen wollens“ handelt, was durchaus egoistisch geprägt sein kann, je nachdem wie geprägt die Erfahrung ist.
Wie soll sich aber der Partner verhalten, wenn er nicht weiß, was die Grundlage der Definition einer (eurer) glücklichen Beziehung ist, in der Eifersucht „gesund“ oder eben “ungesund“ ist? Reden wir „erfahren“ wie man in einem fortgeschrittenen Alter her ist von einem Aufmerksamkeitsdefizit oder von Vernachlässigung? Oder reden wir eventuell schon vom Anlass bezogenen Impuls, einen Fluchtgrund zu konstruieren, da man nicht gelernt hat, wie man ein Gespräch auf Augenhöhe führt, bei dem man angstfrei seinen Zustand der Gedanken dem anderen mitteilt im Sinne des emotionalen Abgleichs ohne Gesichtsverlust?
Zwei Personen, die sich für eine „erwachsene Partnerschaft“ entschieden haben, wissen, dass sie niemals gleich empfinden, sondern im ideal „ähnlich“, jedoch sehr „unterschiedlich“ in der Feinabstimmung reflektieren. Schließlich geht es um Subjektivität, denn es gibt keine Objektivität von Gefühlen.
Was kommt nach der Phase des Verliebtseins?
Verliebtsein im Rückblick ist leicht! Ein paar wenige Faktoren reichen schon aus, um sich gemeinsam in einem Rausch der positiven Empfindungen fasziniert zu fragen, warum gerade dieser eine andere Mensch es schafft, nicht durch Worte zu überzeugen, sondern die (deine) Sinne derart befruchtet, dass Raum und Zeit die Seele derart schützend ummantelt, dass es zu einer dieser seltenen freiwilligen Entscheidungen kommt und man sich auf einen gemeinsamen Weg begibt, ohne zu wissen, ob man am Ziel ankommen wird?
Verliebt zu bleiben kann leicht sein, kann aber auch überraschend anstrengend werden.
Denn sie kommen früher als man denkt: Diese immer wichtiger werdenden Fragen: Will ich mit diesem auserwählten Menschen mein Leben teilen, weil ich es als eine derart positive Bereicherung empfinde und ich mich komplettieren kann?
Oder ist es nur ein schöner besonderer Moment? Ein Gedankenspiel, welches eben noch zutiefst genossen, im nächsten Augenblick bei der Frage des weitere Zulassens von noch mehr Nähe, sein Veto erhebt, um darauf hin zu weisen, dass die Suche an dieser frühen Stelle mit dieser Person schon endet, und somit leider der Weg des Suchens weiter gehen wird, bis man eine neue Begegnung hat und wieder an diese Wegbiegelungsfrage kommt.
So schwer es auch ist, aber der erwachsene Mensch ist inzwischen hoffentlich geschult genug, um zu wissen, dass das eigene Leben von sich selbst beeinflusst und gesteuert wird.
Erkenne dich, suche nach deinem Glück und finde es! Eben mit dem Wissen darum, sich einschätzen zu können, ob man mit sich selbst alleine besser zurecht kommt, oder ob man einen Weg zu zweit herbeisehnt, der vom permanenten Austausch lebt, weil es eine Freude ist, dass der Partner die Bereicherung für dich ist, die dein Leben schöner werden lässt, entscheidet sich nun.
Im positiven Fall wird man nun zig tausende Situationen gemeinsam erleben & durchstehen und sich als eine zur Einheit gewachsene Stärke empfinden, die man auch als Zusammenhalt bezeichnen würde. Es entsteht die Möglichkeit, einen Bund fürs Leben zu schließen.
Zusammenhalt
Zusammenhalt ist, wenn der eine keine Angst mehr haben braucht, weil der andere zuversichtlich weniger Angst hat, im richtigen Moment da ist und bereit ist „Halt“ dort so zu geben, dass Angst berechenbarer wird.
Zusammenhalt ist, wenn der eine mal wieder überfordert von den Lebensanforderungen der Gesellschaft ein vertrauensvolles Ventil ist, das einordnen hilft und der sich Zeit nimmt, Sorgenfalten ernst zu nehmen.
Eine auf Zusammenhalt ausgerichtete Partnerschaft akzeptiert, dass man sich gemeinsam Konfliktthemen stellt und Ratschläge so sensibel vermitteln kann, dass die Wertschätzung erhalten bleibt mit dem Licht am Ende des Tunnels, dass es für jedes Problem eine Lösung gibt.
Zusammenhalt entsteht nur da, wo ein ausgeprägtes Warnsystem das verletze Element des Misstrauens als Ursache zunächst akzeptiert und dann den Basiswert des „Vertrauen könnens“ als das wesentlichste Element einer Partnerschaft akzeptiert und versucht es wieder herzustellen aus einer Lebenseinstellung heraus, die die Bedeutung von Vertrauen als das höchste Gut anerkennt und für sich selbst ähnlich stark verankert sieht.
Konflikte erkennen, einordnen & durch Kommunikation lösen
Die Liebe unterliegt ständigen Prüfungen. Deswegen sollte man bei einem drohenden Konflikt zunächst überprüfen, ob es sich um eine Laune handelt oder um ein Gefühl, welches das Beziehungsgefüge gefährdet, so dass man gar nicht anders kann, als in den Konflikt hinein gehen zu müssen.
Zu einer Beziehung gehören immer zwei Personen, die sich nicht nur gegenseitig beeindrucken, sondern die auch konfliktfähig sind. Manchmal werden Respektlinien nicht klar genug gezogen, gesehen oder früh genug artikuliert, im schlimmsten Falle sogar gesteuert oder manipuliert.
Auch wenn ein hilfesuchendes Gespräch mit einer externen (erfahrenen) Person naheliegt, ist es am Ende das klärende Gespräch der beiden Beteiligten, das so stattfinden muss, dass im Vordergrund das Ziel immer noch das gleiche für beide Parteien sein muss: Verständnis!
Missverständnisse können kommunikativ aus der Welt geschaffen werden, indem beide Seiten beleuchtet werden. Sollte es sich innerhalb eines Konflikts allerdings um eine gegensätzliche Einstellung handeln, muss die Frage im Miteinander gestellt werden, wie wichtig diese Einstellung als Haltung für die Partnerschaft ist, was die zugleich die Frage der Toleranz mit ins Spiel bringt.
Eine „erwachsene“ Beziehung wird auf Dauer, je intensiver und länger sie gelebt in immer größer werdenden Zusammenhängen beurteilt, was so komplex ist, dass es hier nur einen Rat vor aufkommender Überforderung von meiner Seite ausgeben kann: Dagegensteuern!
Auszeiten bewusst schaffen
Durch Zeit nehmen für sich selbst, für den Partner oder auch durch eine Auszeit vom Konflikt. Wie heißt es so schön: In der Ruhe liegt die Kraft. Deswegen braucht eine anstrengende Eskalation des Hinterfragens der Partnerschaft genauso die Möglichkeit, dem Konflikt erst einmal eine Auszeit zu geben, indem man ihn zunächst ruhen lässt, bis das die Gedanken an einem entspannteren Zeitpunkt angekommen eine Lösung präsentieren, auf die man im „Tunnelblick“ vorher nicht gekommen wäre.
Eine junge erwachsene Beziehung braucht wie eine zarte Pflanze zu Beginn, Raum, viel Zeit und vor allem noch viel mehr Sonne, um sich so entfalten zu können, dass keine Freiräume abgeschnitten werden und das Neue, das Gemeinsame wachsen und sich als positive Erfahrung verankern kann.
Deswegen ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Liebe, die man so sehr in sich verspürt zu geben, dosiert und angepasst verteilt wird, damit das Gegenüber es einordnen und genießen kann, ohne sich überfrachtet zu fühlen, um eventuell in die bekannte „Bring-Schuldfalle“ zu geraten.
Vor der „Hochzeit“ geht es um ein stabiles Fundament und du selbst bestimmst, ob das „Haus der Liebe“ darauf gebaut wird, oder ob es nicht auch ein Vorteil ist, teilweise in geschaffenen zugelassenen Orten des Rückzugs zu leben, die die Liebe nicht zu einer Distanzfrage degradiert, sondern um für sich selbst Bedürfnisse unabhängig von Partnerschaft aufzutanken. Es gibt Bedürfnisse, die man nicht vom Partner verlangen oder erwarten sollte. Solch ein von beiden Seiten akzeptierter temporärer Rückzugsort kann genau die Energie liefern, um Partnerschaft wieder zu beleben wie z.B. das Bedürfnis der Anziehung und Attraktivität.
Liebe ist…
Liebe ist einzigartig, schön, spannend, erfüllend, aber droht immer auch Gefahr zu laufen, dass man aus Liebe zu dem anderen auf etwas verzichtet oder sich zurück nimmt. Was gar nicht notwendig ist: DU musst auf gar nichts verzichten oder Rücksicht nehmen, wenn der Blick auf deine Partnerschaft weniger traditionell verankert wird, sondern zwei sich für das Modell entscheiden, mit dem beide am besten vereinbart leben können, so dass der „win- win“ Effekt nicht nur erkannt, sondern auch verstanden und respektiert wird. Liebe ist komplex und kompliziert. Liebe ist immer Herz, aber auch immer Verstand. Erwachsene Liebe ist die Chance Verantwortung zu übernehmen, um daran als Aufgabe behutsam zu wachsen. Liebe fordert dich mit allen Sinnen, denn sie ist der Schlüssel zum Glück.
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