Mutter weint

 

Noch nie haben so viele Mütter wie in 2022 um den Verlust ihrer Männer und Söhne und Töchter geweint ohne sich voneinander im Frieden verabschieden zu können. Was für ein Verlust für die Menschheit, die ihre Menschlichkeit für alle sichtbar verloren hat. 

 

 

Wenn Mütter weinen sind sie stärker als jeder Feind, denn sie lassen uns Teil haben an ihren innersten Gefühlen und konfrontieren uns mit einem Schmerz, den wir selbst so nicht kennen, aber den wir jetzt aushalten müssen, denn sie erlauben uns diesen innersten Augenblick als Ausdruck tiefster Verzweiflung mitzuerleben.

 

 

Wenn meine Mutter weint, zerbricht es mir das Herz. So lange stark, so lange gekämpft und auch dagegen angekämpft. Doch dann ist es plötzlich da, das ausströmende schluchzende Tränenmeer, weil Körper und Geist ausgelaugt sind vom Kampf gegen das, was nicht sein darf, was nicht geschehen darf und doch nicht aufhaltbar war und es nun zu akzeptieren verlangt.

 

 

Wie viel kann eine liebende Mutter ertragen, die Schutz, Güte, Verantwortung bereit ist für ein neues Leben zu geben und das zarte Glück so sehr bereit ist zu pflegen, dass es einfach nur erblühen kann, egal wie die Umstände sind. Denn das gemeinsame Glück der Verbundenheit sind die Mutter- Gefühle, die man sonst zu niemandem verspürt.

 

 

Wie sehr möchte man diese Mutter in all Ihrem elendigen Leid trösten, wenn sie das Liebste verliert, was ihr zuvor ihre Bestimmung gegeben hat. All das Hoffen und Bangen so Kräfte zehrend, dass Worte des Trostes niemals ausreichen werden, um den Verlust ausgleichen zu können, denn die Wahrheit ist, dass nie wieder sein wird was vorher war. Die Klage wird zur Anklage, aus Verzweiflung entsteht Wut, doch am Ende sind es wieder die Tränen der Erschöpfung, die Teil der liebenden Trauer sind.

 

 

Und so entsteht der unmittelbare Wunsch nach Nähe, nach Vergebung, nach Harmonie und nach den Worten der Dankbarkeit, die man sonst bislang erfolgreich vermieden oder verdrängt hat.

 

 

„Liebe Mutter, ich liebe dich und bin so dankbar, dass du meine Mutter bist. Du warst immer für mich da, wenn es mir gut, aber auch wenn es mir schlecht ging. Du warst diejenige, die nie das Band hat abreißen lassen! Danke für deine Geduld. Danke für alle Auseinandersetzungen, die mich zu dem Menschen haben werden lassen, der ich nun bin. Danke für deine Toleranz und dass du ebenfalls gelernt hast, mich so zu akzeptieren wie ich nun mal bin und wie ich lebe und liebe.

 

 

Ich bin auf ewig ein Teil von dir, habe große Furcht vor dem Tag, an dem ich um dich weinen werde, wie du um den Verlust deines Mannes jeden Tag aufs Neue weinst, der vor 10 Monaten von dir gegangen bist und den du bis zum Schluss gepflegt hast als er vom Mann zum Kind zurück mutiert ans Krankenbett gefesselt war, weil der Körper sich zu sehr wehrte und  er, dein Mann und Lebensinhalt langsam qualvoll erstickte und du hilflos seine Hand haltend mit ansehen musstest, dass die Ärzte ihn nicht, vollgestopft mit diversen Medikamenten, würden retten können, bis zum letzten Atemzug. Bis zur Stille.

 

 

Du warst 57 Jahre an seiner Seite, du hast drei Kinder groß gezogen und du hast 80 lange Jahre deine „Frau“ gestanden! Du bist eine Kämpferin und du darfst zurecht weinen so viel und solange du willst. Ich verspreche dir, ich werde an deiner Seite sein und du wirst im Moment des ewigen Abschieds nicht alleine sein! Hab keine Angst.“

 

 

 

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